"Bier geholt, Tor verpasst?!"-Plakat an einem Sportplatz.

Fußball & Alkohol: Zusammen, was zusammengehört?

Alkohol und Fußball sind für viele Fans untrennbar verbunden: Stadionbier, Bier-Sponsoring und die Fernsehübertragung in der Kneipe um die Ecke in geselliger Runde gehören für viele Fans zum Spieltagserlebnis dazu. Doch hinter diesen Traditionen verbergen sich ernste Gefahren. In Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig und jährlich sterben über 14.000 Menschen in direkter Folge von Alkohol.

Und unter Fußballfans ist der Konsum Alkohol besonders hoch. Eine „Substanzkonsum und Gewalt in Fußballfanszenen“-Studie ergab, dass 89,1 Prozent der befragten Fußballfans in den letzten 30 Tagen Alkohol konsumiert haben. Doch immer mehr Fanclubs, Fanprojekte und auch erste Proficlubs nehmen sich dem Thema an und setzen auf Prävention.

Alkohol- und drogenfreie Fanclubs

Fanclubs bei mehreren Vereinen engagieren sich aktiv im Kampf gegen Alkoholsucht. Der Fanclub „Weiss-braune Kaffeetrinker*innen“ (WBK) des FC St. Pauli wurde bereits 1996 als erster offiziell drogenfreier Fußballfanclub Deutschlands gegründet. Im April 2022 öffnete auf Initiative des Fanclubs mit dem „Trockendock“ erstmals ein komplett alkoholfreier Getränkestand im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli. Die Arbeit des Fanclubs hat im Laufe der Jahre Schule gemacht.

Für Fans des 1. FC Union Berlin bietet die Initiative „Nüchtern betrachtet – mehr vom Spiel“ seit fünf Jahren eine Alternative für ein alkoholfreies Fan-Sein. Hamburger SV-Fans gründeten mit „Klar Schiff“ vor einem Jahr eine ähnliche Gruppierung. Am 4. Januar 2025 geht mit „Schalke Null Bier“ ein weiterer alkohol- und drogenfreier Fanclub an den Start. Die Gründung wird von „Anno 1904 e.V.“ organisiert.

Die Fanclubs der verschiedenen Vereine stehen untereinander im Austausch, um ihre Erfahrungen zu teilen und den Dialog zum Thema „Fußball und Alkohol“ zu fördern. Im Juni 2025 organisieren die „Weiss-braune Kaffeetrinker*innen“ ein bundesweites Treffen für Fanclubs und Initiativen, die sich mit Suchtprävention im Fußball beschäftigen.

Fanprojekte als zentrale Akteur*innen der Prävention

Neben den Fanclubs leisten die sozialpädagogischen Fanprojekte ebenfalls wertvolle Arbeit in der Suchtprävention. Diese von DFL, DFB (je nach Ligazugehörigkeit des Bezugsvereins) sowie Ländern und Kommunen geförderten Einrichtungen bieten vor allem individuelle Präventions- und Unterstützungsangebote für Fans und Jugendliche an.

Fanprojekte suchen gezielt den direkten Kontakt zu Jugendlichen in der Fanszene und schaffen Vertrauen. So können sie frühzeitig auf problematisches Verhalten hinweisen und Alternativen aufzeigen. Durch Aufklärungskampagnen werden Fans über die Risiken von Alkohol- und Drogenkonsum aufgeklärt. Zudem werden Betroffene über Anlaufstellen und Hilfsangebote informiert.

Bei Veranstaltungen, Auswärtsfahrten, Fan-Turnieren und anderen Veranstaltungen von Fanprojekten wird der Konsum von Alkohol oft eingeschränkt oder durch alkoholfreie Alternativen begleitet.

Präventionsarbeit der Clubs: Das Beispiel FC St. Pauli

Der FC St. Pauli gilt als Vorreiter in Sachen Suchtprävention. Der Verein hat unter Mitwirkung des Fanprojekts Fanladen St. Pauli, dem Fanclub “Weiß-Braune Kaffeetrinker*innen” in Kooperation mit KickIn! ein umfassendes Suchtpräventionskonzept entwickelt, das auf Aufklärung, Sensibilisierung und konkrete Hilfsangebote setzt. Das Konzept nimmt über Alkohol hinaus verschiedene weitere Suchtmittel und Suchtrisiken in den Blick umfasst drei Schwerpunkte:

  • Aufklären und sensibilisieren: Trainer*innen und Mitarbeitende werden in Workshops für die Risiken von Suchtmittelkonsum sensibilisiert.
  • Alternativen schaffen: alkoholfreie Getränke werden stets günstiger angeboten und attraktive Getränke-Alternativen im Stadion geschaffen.
  • Suchtrisikofreie/-arme Räume schaffen: beispielsweise durch alkoholfreie Getränkestände oder suchtrisikofreie Sport- und Gemeinschaftsangebote, die den Selbstwert insbesondere von Kindern und Jugendlichen stärken

Der FC St. Pauli ist zudem der erste Profifußballclub, der gezielt auf Sportwettenwerbung verzichtet. Darüber hinaus arbeitet er mit Beratungsstellen zusammen, um Betroffenen konkrete Hilfe zu bieten.

Mit diesen Maßnahmen will der Verein nicht nur seine Fans schützen, sondern auch eine Vorbildfunktion für andere Clubs übernehmen.

Weiterführende Informationen zum Thema:

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