Collage aus den NieWieder- und CAFE-Aktionswochen Logos sowie von Spruchbändern von Fans.

Nach dem 17. Erinnerungstag ist vor der CAFE Week of ActionLink zum Beitrag in Gebärdensprache

Am 10.02.2021 gingen die Aktionswochen zum 17. „Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ zu Ende. 76 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz beteiligten sich in den vergangenen drei Wochen wieder zahlreiche Clubs, Initiativen, Vereinen, Institutionen, Fanclubs, Gruppen und engagierten Einzelpersonen mit vielfältigen Aktivitäten, trotz besonderer organisatorischer Herausforderungen aufgrund der corona-bedingten Kontaktbeschränkungen, am Erinnerungstag.

Zum diesjährigen Erinnerungstag der 2004 gegründeten „!Nie wieder“-Initiative wurde vor allem an die Leidensgeschichte der Menschen erinnert, die in der Nazizeit wegen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität gebrandmarkt und brutal verfolgt wurden.

Trotz Corona: Virale Erinnerung im Corona-Spielbetrieb und in Sozialen Medien

Der Regenbogen war auf Außenfassaden das bestimmende Farbbild zahlreicher Stadien, ebenso wie auf Spielführer*innen-Binden sowie Eckfahnen auf dem Rasen. Teams wie der VfB Stuttgart liefen mit Sondertrikots in den Farben der LSBTI+ Community auf. Auch auf Werbebanden und mit Bannern auf leeren Rängen wurde der Erinnerungstag für Fernsehzuschauer*innen sichtbar gemacht. In den Mittelkreisen versammelten sich Spieler*innen und Schiedsrichter*innen hinter „WeRemember“-Botschaften.

In den sozialen Netzwerken verbreiteten aktive Sportler*innen und Vereine die Hashtags des Tages sehr zahlreich. Diskriminierende Kommentierungen einzelner Personen in Sozialen Medien trafen auf klaren öffentlichen Widerspruch „Wir werden niemals (!) müde, solch wichtige Themen zu behandeln. Wir bitten jeden, der damit ein Problem hat, unseren Kanälen oder gleich dem gesamten FCN zu entfolgen“, machte der 1. FC Nürnberg deutlich. Der FC Schalke 04 antwortete einem Politiker, der sich über Werte wie Toleranz und Vielfalt lustig machte, dass man unabhängig von der sportlichen Situation auf Schalke nie auf ein solches Niveau „absteigen“ werde. Für dieses Statement gab es nicht nur von unzähligen eigenen Fans Beifall, sondern auch vom Lokalrivalen aus Dortmund.

Kreative Wege des Gedenkens in Zeiten der Pandemie

Für die Amateurvereine, für viele Fans, Fanprojekte und Initiativen stellte ein sichtbares, gemeinsames Erinnern dieses Jahr eine größere Herausforderung dar. Trotzdem trugen auch sie mit viel Kreativität und Engagement zum Gelingen des 17. Erinnerungstages bei. Beim Roten Stern Leipzig wurde eine Stadiondurchsage mangels Spieltag virtuell verbreitet, Spruchbänder von Fans zum Gedenken fanden, anders als die Anhänger*innen selbst, den Weg in die Stadien, wie zum Beispiel beim FC St. Pauli („Kein Vergeben – Kein Vergessen – Holocaust Gedenktag 27.01.“), beim VfL Osnabrück („Nie wieder Faschismus“) oder beim TSV 1860 München („!Nie wieder – Gegen jeden Antisemitismus!“).

Erinnerung traditionell: corona-konforme Kranzniederlegung & Stolpersteinpflege

Den 27. Januar 2021, also den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz selbst, nahmen zahlreiche Vereine, Fans und Projekte wieder zum Anlass, um in traditionellem Rahmen an die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu gedenken. Hertha BSC legte dafür beispielsweise einen Blumenkranz am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin nieder, beim FC St. Pauli fand diese Aktion erneut an der Gedenktafel am Südkurvenvorplatz statt.

Virtuelles Erinnern: Online-Veranstaltungen bundesweit

Zahlreiche Vorträge, Podiumsdiskussionen und andere Veranstaltungen, die eigentlich vor Publikum stattfinden sollten, wurden aufgrund der pandemischen Lage virtuell durchgeführt. Die Auftaktveranstaltung des Erinnerungstages fand am 20.01. in Stuttgart statt:

 

Auch unser eigener Talkabend am 27. Januar 2021 in Kooperation mit Queer Football Fanclubs (QFF) und dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) fand als KickOn@Home-Veranstaltung online statt und steht hier zum Nachschauen zur Verfügung:

 

Andernorts wurden im Rahmen des 17. Erinnerungstages ebenfalls Online-Vorträge organisiert, beispielsweise zu „Fankultur in Israel“ (Magdeburg), „Antisemitismus im Fußball“ (Dortmund) oder „Fußball im Nationalsozialismus“ (Münster), oder auch ein Talk- und Diskussionsabend des Fanprojekts München mit dem Titel „Lebenslinien Queerer Menschen: Geschichten aus Auschwitz, Berlin, München, Kapstadt und was der Fußball damit zu tun hat“.

Gleich eine ganze virtuelle Erinnerungswoche organisierten der FC Ente Bagdad, die Fanszene von Mainz 05, der 1. FSV Mainz 05, das Fanprojekt Mainz, die Supporters Mainz sowie der QueerNet Rheinland-Pfalz e.V., unter anderem die Podiumsdiskussion „Queer vadis, Mogontiacum?!“

 

Podcasts & Filme gegen das Vergessen

Auf das Medium Podcast setzte die HSV-Fanbetreuung in der „Nie wieder! Ein Gespräch mit Torkel Wächter gegen das Vergessen“-Folge des eigenen HSV-Matrix-Podcasts ebenso wie die Fanbetreuung Augsburg mit dem neuen „Rosenaugeflüster“-Podcast. Borussia Dortmund widmete den eigenen Erinnerungsprojekten und der eigenen historisch-politischen Bildungsarbeit eine gesamte Folge der bei DAZN veröffentlichten „BVB 09 – STORIES WHO WE ARE”-Serie.

Fußball übernimmt zunehmend internationale Arbeitsdefinition zu Antisemitismus

Nachdem Borussia Dortmund und Tennis Borussia Berlin im Oktober 2020 die ersten Fußballvereine aus Deutschland waren, die die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) übernommen haben, zogen während des Zeitraums des 17. Erinnerungstages weitere Vereine nach. Auch das DFL-Präsidium gab in diesem Zeitraum bekannt, die Antisemitismus-Arbeitsdefinition zu unterstützen. Ein gemeinsames Verständnis von Antisemitismus soll eine Voraussetzung für eine wirksame Bekämpfung sein.

Die hier aufgeführten Aktionen stellen nur eine beispielhafte Auswahl aus der gesamten Bandbreite des großen Engagements dar, welches im Rahmen des 17. Erinnerungstages stattfand. Die Vielzahl der Aktionen zeigt deutlich, wie sich der Erinnerungstag seit seiner Einführung im Jahr 2004 im deutschen Fußball etabliert hat und zu einer festen Institution zu Jahresbeginn geworden ist. Auf der Facebook-Seite der „!Nie wieder“-Initiative findet sich eine umfassende Sammlung der Aktivitäten. Auch auf der Webseite der Queer Football Fanclubs (QFF) ist eine Liste der Aktionen zum Erinnerungstag 2021 entstanden.

Nach dem Erinnerungstag ist vor den CAFE Aktionswochen

Vom 06. bis 14. März 2021 steht schon die nächste Kampagne für Vielfalt im Fußball an. Anlässlich der CAFE-Aktionswochen 2021 sind Vereine, Verbände und Fans auch dieses Jahr wieder aufgerufen, die Rolle von Menschen mit Behinderung im Sport sichtbar zu machen. Egal ob Spieler*innen, Schiedsrichter*innen, Fans oder Funktionär*innen: Unter dem Motto und Hashtag #TotalAccess soll europaweit für Inklusion und für den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderung im Fußball geworben werden.

Fans und Fanorganisationen, die sich an den neunten Aktionswochen dieser Art beteiligen wollen, können noch bis zum 22. Februar 2021 Zuschüsse von bis zu 250 Euro für die eigenen Aktionen bei CAFE beantragen.

Die vielfältigen Aktion im Rahmen des 17. Erinnerungstages haben gezeigt, dass Engagement auch in den aktuellen Zeiten möglich ist. Also, die CAFE Weeks of Action freuen sich auf euren Beitrag!

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