Kick den Doppelpunkt!
Bei den aktuellen, auch kontroversen Diskussionen rund um gendersensible Sprache wird der Doppelpunkt als Genderzeichen neben dem sogenannten Gendersternchen immer beliebter. Dies gilt auch für den Fußball. Nicht selten wird der Doppelpunkt bevorzugt genutzt, weil er angeblich barrierefreier ist.
Das stimmt aber so pauschal schlicht nicht. Tatsächlich wäre eine wirklich inklusivere Lösung eine andere.
Warum genderneutrale Sprache auch (oder gerade) im Fußball nachweislich wichtig ist, haben wir bereits an anderer Stelle beschrieben.
Aber der Reihe nach.
Sternchen oder Doppelpunkt?
Unter den sogenannten Genderzeichen ist das Sternchen schlicht die etablierteste Form. Sie wird auch von der breiten Mehrheit der bundesweiten Interessensgruppen unterstützt, die sich für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt stark machen. Der Doppelpunkt ist verhältnismäßig neu und auf dem Vormarsch, wird aber auch kontrovers diskutiert. Sprachausgabe-Programme lesen den Doppelpunkt oftmals automatisch als Pause. Das Zeichen erscheint somit vermeintlich barriereärmer. Wie bereits eingangs geschrieben, stimmt dies aber so pauschal nicht.
Der Doppelpunkt aus Sicht von Menschen mit Sehbehinderung
Tatsächlich haben sich viele sehbehinderte Menschen bereits an den Genderstern gewöhnt und befürworten diesen gegenüber anderen Genderzeichen. So auch der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) oder die Aktion Mensch. Zudem scheint der Doppelpunkt ungeeignet, das Gendern jenseits zweier Geschlechter zu ermöglichen: denn die Betonung fällt auf das, was folgt – die weibliche Subjektform.
Die Akzeptanz gendergerechter Sprache & seiner Umsetzung
Bundesweite Umfragen zeigen, dass mittlerweile über ein Drittel der Bevölkerung gendergerechte Sprache ganz oder eher befürwortet. Die (noch) überwiegende Skepsis oder auch Ablehnung zum Thema in anderen Teilen der Bevölkerung wiederum hängt den Umfragen nach zumindest in Teilen auch damit zusammen, dass es große Unsicherheiten zur „richtigen“ Umsetzung gibt.
Gibt es einen “richtigen” Weg?
Wünschenswert für die Akzeptanz gendergerechter Sprache wäre einerseits, dass sie kontextgebunden, konsequent und einheitlich benutzt wird, um Verhaltenssicherheit zu schaffen. Wichtig im Sinne der Akzeptanz UND Barrierefreiheit dieses Teils inklusiver Sprache – zum Beispiel für Sprachausgabeprogramme, aber auch für Autist*innen und Menschen mit Lernschwierigkeiten – wäre aber vor allem, dass sich langfristig eine Vorgehensweise durchsetzt.
Als KickIn! empfehlen wir deshalb nach Möglichkeit den Stern* als Genderzeichen zu nutzen, weil dieser alle Geschlechter einbezieht und sichtbar macht. Außerdem stellt er sowohl für die meisten queeren, weiblichen als auch für die sehbehinderten Interessensgruppen das bevorzugte Genderzeichen dar. Allerdings sollte der Stern im Sinne der Lesbarkeit für alle auch nicht inflationär eingesetzt werden. Wo alternativ möglich, sollte daher geschlechtsneutral formuliert werden.
Also: Kickt den Doppelpunkt! (Barriere)Freiheit dem Gendersternchen!
Falls es Fragen zu gendergerechter Sprache und seiner Umsetzungsmöglichkeiten gibt, meldet euch bei uns!
Update 05.10.2021:
Die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik hat eine Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache veröffentlicht. Sowohl Menschen mit Behinderungen als auch Menschen aus der LSBTIQ*-Community wurden in der überregionalen, repräsentativen Studie befragt. Sie wie auch die Selbstvertretungen dieser Interessensgruppen sprechen sich laut Ergebnis der Studie für die Verwendung des Gendersternchens aus.
Quellennachweise & weiterführende Informationen:
Position des Deutschen Blinden und Sehbehindertenverbands zu „Gendern“
Statement der Aktion Mensch zu Corporate Language
Umfrage YouGov zu gendergerechter Sprache (2020)
Umfrage YouGov & Monster zu inklusiver Sprache (2021)