„Jenö Konrad Cup – Fußball trifft auf Geschichte“: Ein Leuchtturmprojekt gegen Antisemitismus
Seit 2017 kooperieren der TSV Maccabi Nürnberg und der 1. FC Nürnberg unter dem Motto “Fußball trifft auf Geschichte” im Rahmen des Jenö Konrad Cups. Die Bildungsinitiative soll vor allem Schüler*innen verschiedener Schularten zu Antisemitismus sensibilisieren und interkulturelle und interreligiöse Begegnungen über das gemeinsame Fußballinteresse schaffen.
Die Fluchtbiografie eines Trainers als Aufhänger
Namensgeber des Bildungsprojektes ist Jenö Konrad, der zwischen 1930 und 1932 als Trainer beim 1. FC Nürnberg tätig war. Konrad verließ im August 1932 die Stadt Nürnberg mit seiner Familie wegen antisemitischer Hetze. Die Jugendlichen beschäftigen sich im Rahmen des Bildungsprojektes mit der Fluchtbiografie dieser Vereinslegende des Clubs sowie mit Antisemitismus damals und heute. Den Schüler*innen wird dabei die Persönlichkeit und die Lebensphilosophie des ehemaligen FCN-Trainers u.a. mit einem Filmbeitrag nähergebracht. In dem Film ist die Choreografie der Nordkurve Nürnberg in Gedenken an Konrad zu sehen, mit der tausende Fans des Clubs ein Zeichen gegen Antisemitismus setzten.
Begegnung schaffen
Teil des Projektes ist außerdem die Begegnung mit Jugendlichen und Studierenden von Makkabi Deutschland und Maccabi Nürnberg. Die Schüler*innen lernen so den Alltag junger Jud*innen in Nürnberg und in Deutschland kennen. Ein virtuelles und interaktives Quiz beleuchtet darüber hinaus verschiedene Aspekte des modernen jüdischen Lebens hierzulande.
Durch Jury ausgezeichnete Projektarbeiten zu Antisemitismus & Diskriminierung
Zentraler Bestandteil des Bildungsprojektes sind die oft über Monate entwickelten Projektarbeiten der teilnehmenden Schulen zum Thema Antisemitismus. Die Ergebnisse werden von einer Fach-Jury bewertet und prämiert.
Im Jahr 2024 gehörte mit Daniela Wurbs die Projektleitung von KickIn! erstmals zur Jury des Jenö Konrad Cups. Mit ihr in der Jury waren Robert Claus (Publizist zu den Themen Fankulturen, Hooligans, Rechtsextremismus, Männlichkeiten, Soziale Bewegungen und Gewalt), Dr. Anatoli Djanatliev (Vorstand Maccabi Nürnberg und Vizepräsident Verwaltung bei Maccabi Deutschland), Victoria Hindelang (Referentin für Fanangelegenheiten bei der Deutschen Fußball Liga), Anetta Kahane (Publizistin und Gründerin der Amadeu Antonio Stiftung), Ahmad Mansour (Autor und Psychologe), Katharina Fritsch (Leitung Community & Membership 1. FC Nürnberg und Mitinitiatorin des Jenö Konrad-Cup) und Niels Rossow (Vorstand Strategie & Marketing 1. FC Nürnberg) .
Im Jahr 2024 wählte die Jury die Neuntklässler*innen der Johann-Steingruber-Realschule aus Ansbach zu den Gesamtsieger*innen der Bildungsprojekte des Jenö Konrad Cups. Die Schüler*innen erstellten ein eBook über die jüdische Geschichte in Ansbach, eine Reportage namens „Vom Eck zum Tor“, eine Kurzgeschichte, ein Hörspiel über drei Baumeister mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen, ein WhatsApp-Chatverlauf über jüdische Feiertage, Videowünsche für die Welt sowie einen Song gegen Rassismus.
Der 2. Platz ging an das Sonderpädagogische Förderzentrum Jean-Paul-Platz aus Nürnberg. Dort standen die unter den Nationalsozialist*innen ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder des 1. FC Nürnberg im Fokus. Ihnen wurde beim FCN-Heimspiel gegen den Karlsruher SC mit Gedenkwürfeln und einer Spieltagsaktion am Max-Morlock-Stadion gedacht. Das Wolfram-von-Eschenbach Gymnasium aus Schwabach landete auf Platz 3. Die Schüler*innen dieser Schule erstellten mit hunderten Teilnehmenden eine Choreografie, bei der ein Hakenkreuz durch einen bunten Ball zerschlagen wurde.
Ein Fußballturnier am Vereinsgelände zum Abschluss
Zum Abschluss kamen die 500 teilnehmenden Schüler*innen von zehn verschiedenen Schulen zusammen, um auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg am Valznerweiher ein Fußballturnier auszutragen. In gemischten Teams traten die Schüler*innen aus Nürnberg und der Region gegeneinander an.