Spieler des SC Freiburg in weißem Trikot im Kopfballduell mit Spielern des VfB Stuttgart in grünen Trikots.
Kopfballduell zwischen Spielern des SC Freiburg und dem VfB Stuttgart. Der SC Freiburg lief bei der Partie in Weiß statt in Rot auf, um den Kontrast zwischen den Trikots zu erhöhen. Bild: nur-der-scf.de

Fast die Hälfte aller Bundesliga-Spiele wegen Trikot-Auswahl problematisch

Der Interessenverband der Farbsehschwachen und Farbenblinden e. V. (IFFarb) hat zur Saison 2023/24 die Trikotpaarungen sämtlicher Spiele der Fußball-Bundesliga der Männer auf ausreichende Farbkontrastierung untersucht und die Ergebnisse mit der Saison 2021/22 verglichen. Allein in der Bundesliga fanden demnach insgesamt fast die Hälfte (46%) aller Spielpaarungen in Trikots ohne ausreichende Farbkontrastierung statt, wobei 40 Prozent aller Paarungen sogar besonders problematisch waren. Auch in der 2. Bundesliga stieg der Anteil problematischer Spiele von 36,3 Prozent auf 38 Prozent.

Warum ist das wichtig? Was bedeutet das in der Praxis? Fehlende Farbkontraste zwischen Trikotfarben beider Teams bedeuten faktisch eine Teilhabebeeinträchtigung oder sogar -Ausschluss: farbfehlsichtige Fans können das Spiel nicht verfolgen, da sie die Trikots nicht auseinanderhalten können und bleiben in der Konsequenz dem Spiel fern. Für Spieler*innen selbst ist es besonders relevant, da es ihre spielerische Leistung maßgeblich beeinflussen kann, wenn sie die Trikotfarben ihres Teams nicht oder nur schwer von denen des gegnerischen Teams unterscheiden können.

Etwa 1.9 Mio. Fußballfans & über 80 Bundesliga-Profis in Deutschland betroffen

Statistisch ist jeder zwölfte Mann (acht Prozent) und jede 200. Frau (0,5 Prozent) von Farbsehschwäche betroffen. Diese kann sich in Form einer Rot-Grün-Sehschwäche bis hin zur völligen Farbenblindheit äußern.

Überträgt man diese Zahlen auf die Fußball-Bundesligen der Männer in Deutschland, hätten also rund 1.944.000 Fußballfans und über 80 Profi-Fußballer in der Bundesliga und 2. Bundesliga eine Farbsehschwäche. Aber auch Trainer*innen können betroffen sein, wie das Beispiel des ehemaligen Bundesliga-Coaches und heutigen Nationaltrainers von Österreich, Ralf Rangnick zeigt.

Auch beim SC Freiburg gibt es einen bekannten Fall eines Profispielers mit Farbsehschwäche. Der Sport-Club ging auch in der Saison 2023/24 mit positivem Beispiel voran. So gab es zu einer Spielpaarung erneut einen Trikotwechsel des SC Freiburg, der die Sichtbarkeit für einen farbfehlsichtigen Spieler in der eigenen Mannschaft aber für viele Zuschauende verbesserte. Statt im roten Heimtrikot lief der Sport-Club im Heimspiel gegen den in Grün spielenden VfB Stuttgart im weißen Auswärtstrikot auf.

Ein Licht am Ende des Spieler*innentunnels?

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen nochmal deutlich die Notwendigkeit besserer Farbkontraste in Trikotdesigns und anderen visuellen Elementen im Fußball auf. Um das Erlebnis für alle zu verbessern, ist je nach Spielpaarung mehr Flexibilität bei der Wahl der Spielkleidung zwischen Heim-, Auswärts- und Ausweich-Trikot erforderlich.

Obwohl die Probleme statistisch zunehmen, gibt es auch erste Schritte in die richtige Richtung, die auf ein wachsendes Bewusstsein hinweisen. Auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist das Thema auf der Agenda. Die Bundesliga hat hier die Chance, durch strukturelle Maßnahmen und Vorab-Prüfungen eine Vorreiter*innenrolle einzunehmen.

Beim Thema am Ball bleiben

Der setzt sich für die Belange und Interessen aller Menschen mit Farbfehlsichtigkeit ein. Mit „Farbfehlsichtigkeit in der Bundesliga – Analyse der Saison 2023/24“ veröffentlichte der Verband zum zweiten Mal eine ausführliche Analyse zur Bundesliga und 2. Bundesliga. Dort finden sich auch Animationen zum Thema und eine alternative Ligatabelle.

Darin wird ebenfalls detailliert beschrieben, welche Probleme fehlende Kontraste bei Symbolen und Schriften der Fernsehübertragungen von Fußballspielen oder Trikot-Beflockungen mit wenig Kontrast mit sich bringen. Auch bei Stadion-Beschilderung und -Gestaltung sind ausreichende Farbkontraste wichtig. Und längst nicht „nur“ farbfehlsichtige Menschen profitieren davon, sondern im Grunde alle Stadionbesucher*innen.

Und es gibt viele einfache Dinge, die der Fußball tun könnte: die KickIn!-Trägerorganisation BundesBehindertenfanArbeitsGemeinschaft (BBAG) hat hierzu bereits Ende 2023 ein Positionspapier zum Umgang mit Farbkontrastierung und Farbfehlsichtigkeit im deutschen Fußball zum Thema bei DFB und DFL eingereicht.

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