Eine Gedankenblase, in der ein Logo für Barrierefreiheit zu sehen ist. Im Hintergrund ein Netz aus Punkten und Verbindungslinien. Darauf ein Logo von KickIn!.

Barrierefreie Webseiten mit einem Klick – Wunsch oder Realität?Screenshot vom Overlay-Tool von KickIn! mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten.

Im Fußball setzen immer mehr Clubs auf Anbieter*innen, die u.a. mithilfe von sogenannten Overlay-Tools und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) die Herstellung von Barrierefreiheit für die eigene Webseite versprechen.

Laut Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) sind Overlay-Tools wie folgt definiert: „Als Overlay-Tool wird in der Regel eine Softwarelösung bezeichnet, deren Ziel es ist, innerhalb eines Webauftrittes die Zugänglichkeit (Barrierefreiheit) zu verbessern. Dabei wird häufig Quellcode von Drittanbietenden (in der Regel Javascript) dem Quellcode der Webseite hinzugefügt. Die dadurch verursachten Veränderungen sind nur so lange verfügbar, wie das entsprechende Tool im Webauftritt integriert ist. Die Funktionsvielfalt ist dabei sehr unterschiedlich.“

Clubs sollen sich bei der Auswahl der Anbieter*in genau überlegen, welche Funktionen überhaupt benötigt werden und sinnvoll sind. Denn was viele Entscheider*innen nicht wissen: Einige Overlay-Tools sind für Webseiten-Betreiber sogar kostenlos als Plug-In zum Einbau verfügbar und erfüllen dabei alle benötigten Funktionen.

Auch wir von KickIn! setzen ein solches kostenfreies Barrierefreiheits-Tool auf unserer KickIn!-Webseite ein. Dadurch wollen wir die Zugänglichkeit für verschiedene Bedarfe verbessern. Dabei können über Buttons je nach eigenem Bedarf Schriftgröße, Schriftart, Graustufen, Kontrast, Hintergrund und Markierungen von Links angepasst werden. Der Einsatz von Overlay-Tools, die weitere Funktionen versprechen, ist mit Vorsicht zu genießen. Im folgenden Artikel wollen wir euch einen kurzen Einblick geben, warum das so ist.

Fußballvereine: Trotz Overlay-Tool keine barrierefreien Webseiten

Einige Anbieter versprechen durch den Einsatz von Overlay-Tools eine Webseite innerhalb von 24 Stunden nach gesetzlichen Standards (Barrierefreie Informations-Technik Verordnung – BITV) barrierefrei zu machen. Dies soll durch den Eingriff von künstlicher Intelligenz in den Quellcode funktionieren. Wir haben die Webseiten der Fußballvereine geprüft, die ein solches Tool im Einsatz haben. Und wir müssen leider feststellen: keine einzige der Webseiten ist barrierefrei und erfüllt die formalen Mindeststandards nach BITV.  Solche Overlay-Tools und der damit einhergehende Eingriff in den Quellcode allein sorgen also noch nicht dafür, dass eine Webseite digital barrierefrei nutzbar ist. Im Gegenteil: es kann sogar vorkommen, dass durch den Einsatz solcher Tools weitere Barrieren im Webauftritt entstehen, die ohne das Tool gar nicht existiert hätten.

Welche Arbeit die Tools nicht ersetzen können

Der Prozess zu mehr digitaler Barrierefreiheit auf der eigenen Webseite und im eigenen Club darf sich also nicht auf die Einführung eines Overlay-Tools beschränken.

Denn bei digitaler Barrierefreiheit geht es zum Beispiel um das Schreiben leicht verständlicher Texte, die richtige Formatierung von Überschriften und Hyperlinks, die Gestaltung einer übersichtlichen Menüstruktur, den Einsatz von korrekten Farbkontrasten oder die vollständige Bedienbarkeit mit der Tastatur.

Ein weiteres Beispiel: Die Erstellung von bildbeschreibenden Alternativtexten bei Fotos für Menschen mit Sehbehinderung, die Screenreader nutzen ist eine zwingend notwendige Voraussetzung zur Erreichung von digitaler Barrierefreiheit. Eine künstliche Intelligenz kann diesen Schritt bisher nur mangelhaft übernehmen. Dies muss redaktionell übernommen werden und das nötige Wissen dafür sollte in der eigenen Organisation zur Verfügung stehen. Allein mit dieser Maßnahme wird u.a. die Teilhabe von über 100.000 Menschen mit Sehbehinderung erhöht.

Barrierefreiheit für Webseiten – Welche Pflichten gibt es?

Digitale Barrierefreiheit ist eines der zentralen Themen der nächsten Jahre. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz verpflichtet die Clubs und Verbände zur Umsetzung von Barrierefreiheit ihrer digitalen Angebote nach BITV ab dem 28. Juni 2025. Daher empfehlen wir allen, sich jetzt auf den Weg zu digitaler Barrierefreiheit zu machen, damit Überraschungen ähnlich wie bei Änderungen der DSGVO vermieden werden.

Durch digital inklusive Strukturen, Prozesse und Designs wird der Zugang zu Informationen auf Webseiten, in Apps oder digitalen Dokumenten für alle ermöglicht. Das bedeutet: Möglichst alle Menschen können die Inhalte wahrnehmen, verstehen, navigieren und mit ihnen interagieren. Und ganz nebenbei überzeugen barrierefreie Seiten mit hoher Nutzungsfreundlichkeit und einem erhöhten Ranking in Suchmaschinen. Es profitieren am Ende also alle!

Was sind Empfehlungen und wie geht’s weiter?

KickIn! empfiehlt Overlay-Tools als das zu nutzen, wozu sie geschaffen wurden: Als kleine, ergänzende Hilfsmittel zur Optimierung der individuellen Nutzbarkeit auf einer bereits barrierefreien Webseite. Ein solches Tool einzuführen und damit zu glauben, dass die eigene Webseite nun barrierefrei werden würde, bleibt hingegen ein Wunsch. Auch die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik äußert sich kritisch zur Einbindung von Overlay-Tools. „Barrierefrei informieren und kommunizieren“ (BIK) rät sogar dringend vom Einsatz von Overlay-Tools, die Barrierefreiheit automatisch herstellen sollen, ab und geht damit noch einen Schritt weiter.

Um Informationen auf Webseiten für möglichst alle Menschen zugänglich zu machen sind also eine Sensibilisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden im Bereich digitaler Barrierefreiheit im Club wichtig. Durch den Aufbau gezielter Kompetenzen kann digitale Barrierefreiheit in alle Prozesse nachhaltig integriert werden.

Solltet ihr Interesse oder Bedarf an weiteren Informationen, Qualifikationen und Beratung zum Thema digitale Barrierefreiheit haben, dann meldet euch gern bei KickIn!. Wir helfen gern oder vermitteln euch an entsprechende Kontakte in unserem Netzwerk!

Weiterführende Informationen zum Thema Overlay-Tools

 

 

 

 

 

 

 

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